Nach jetzt beinahe 3 Jahren in einem Projekt zu einer NS-Finanzbehörde, die das Hab und Gut von Menschen bis zur Unterwäsche „verwertet“ hat, kann ich euch sagen, aber das wussten wir ja auch schon vorher, der Großteil der deutschen Gesellschaft, surprise, war nicht im Widerstand.
Ebenso lässt sich genauso gut widerlegen, dass man von nichts gewusst zu haben scheint. Wieso taucht eine Person, die an der gleichen Adresse eines deportierten Menschen wohnte, in einer Versteigerungsliste, ein Bett und Wäsche kaufend, auf, wenn man doch dachte die Person kommt wohl wieder?
Da gibt es aber ganz andere Zahlen. 90% der Deutschen waren nicht für die Nazis. Nach dem Krieg haben die Alliierten niemanden gefunden, der gesagt hatte, er hätte Hitler unterstützt. Sind ja auch fast alle problemlos entnazifiziert worden. :-)
Habe letztens den Film "Der Passfälscher" gesehen: erst wurden die Nachbarn verpfiffen und dann hat man sich ihre schönsten Möbel, um die man sie immer schon beneidet hat, unter den Nagel gerissen.
Das hatte auch meine Großmutter, die in Berg Sulza wohnte, immer gesagt: Meinst du wir haben nicht alle gewusst, was da oben (sie meinte den Ettersberg) vor sich ging.
Dass das Hab und Gut, aber auch das Zahngold verwertet wurde, dürfte mittlerweile breit bekannt sein. Doch sogar Haare sind verwertet und z.B. zu Filzpantoffeln verarbeitet worden. www.nordbayern.de/franken/mens...
Man glaubt es halt gerne, aber alle haben weggeschaut oder mitgemacht.
Es ist wie heute, es geht um sich selbst, niemand möchte Nachteile haben.
Klar hat man früher hat man den Nachbar auf ein Kaffee eingeladen und jetzt hasst man ihn, weil er jüdisch ist.
Dämlich aber so ist die Gesellschaft
Ist jetzt keine Überraschung. Ein großer Teil hatte schlicht ( berechtigt) Angst, dass sie und die Familie genauso „weg“ sind und ein Teil hat gut profitiert davon.
Stelle ich mir ganz furchtbar vor…die Grausamkeit der Behörden im Umgang mit dem gewaltvoll erhaltenem „Nachlass“ von verfolgten Menschen in der NS-Zeit!
Immer wenn ich vergleichbare Daten in die Finger bekomme und diese durchforste, dann erst wird mir das Ausmaß der Barbarei wirklich bewusst. Ohne diese Details ist es, zumindest für mich, schwer greifbar. Dass ein ganzes Land systematisch Menschen vernichtet hat... danke für deine Arbeit.
Aussagen über Deutsche im Nationalsozialismus
vergessen meist, dass lebendige Menschen
tatsächlich alles sein konnten:
teils Unterstützer,teils Kritiker, teils dagegen,
teils Mitwirkende,teils Opfer.
Wer einen Menschen einem einzelnen Aspekt zuordnet,
wird der Realität des Bösen nie gerecht.
Dass niemand etwas gewusst haben will, ist die Standardantwort auf unangenehme Fragen zur Vergangenheit.
Bei mir in der Familie ist das auch so. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die meisten Angst hatten, selbst deportiert oder umgebracht zu werden. Das wäre heute ziemlich ähnlich, nehme ich an
Ist wirklich keine Überraschung. Wolfgang Dreßen hat da ja schon 1998 einiges dazu zusammengetragen. Aber immer wieder erschreckend. Vor allem für mich als Finanzbeamten ...
Wird mir im Zeitungsportal immer wieder bewusst, wie Auflagenstark diese waren und was alles offen publiziert wurde. Es war damals schon für alle live nachzulesen
Es gibt ein spannendes Buch, dass Interviews mit den Deutschen aus den Jahren 1944/45 enthält. Kann ich nur jedem empfehlen, der wissen möchte, wie das angeblich so unwissende Volk tickte. www.aufbau-verlage.de/die-andere-b...
Klar. Von nichts gewusst haben auch die wenigsten. Mich interessiert eher, wieviele von denen, die nicht opponiert haben, das aus Angst nicht gemacht haben, selber erschossen zu werden (zugegebenermaßen eine berechtigte Sorge). Aus Erzählungen weiß ich nur von denen in meiner Verwandschaft.
Hab vor einiger Zeit mal rumgefragt: Die Vorfahren aller meiner Freunde waren alle „dagegen“ und (geheim natürlich) im Widerstand 🤩
Ich stehe mit meiner Nazi-Großmutter und Opa in der Waffen-SS ziemlich alleine da.